DIE AUS DEM SÜDEN KAMEN

THOMAS BARTEL

Ausstellung/täglich

 

Foto © Thomas Bartel

 

Logbuch –Eintrag Nr. 1 – Die aus dem Süden kamen

 

28. September bis 5. Oktober 2017

 

Position: 52 24´24.34“ N, 12 33´1.80“ E, Brandenburg an der Havel – Deutschland / ehemaliges Elektrizitätswerk (E-Werk)

 

Brandenburg / am Anfang war der Fluss/ hEimWeRTs geht’s Stromaufwärts – ohne Dampfturbinen und Generatoren / Schiff vor den Wind – abenteuerliche Anlandung / die Arche läuft aus:

„Kein Ort ist wie dieser“ – für uns bedeutet die Stadt an der Havel, kein ruhiges Dasein. Gegen den allgemeinen Zeitgeist Brandenburg zu verlassen, gibt es Menschen, die bleiben oder gekommen sind und hier leben wollen. Der Weg heimwärts ist oft mit Herausforderungen verbunden. Wer endlich angekommen ist, möchte neues Leben in seiner Heimat entstehen lassen.

 

Es war im Herbst 2017 und in Brandenburg stieg die Temperatur. Man munkelte, dass das an der Anzahl an Festivalisten gelegen hat. Wer den Fluss stromaufwärts folgte – vom alten E-Werk gestartet, vorbei am Slawendorf und schließlich zum Interkulturellen Zentrum – erlebte ein Wochenende lang, was sonst zu Hause schlummert. An drei Tagen hüllten Literaten, Maler, Musiker, Schauspieler, Performer und Poeten unsere Stadt in eine unvergessliche Atmosphäre.

 

Es gibt unterschiedliche Arten der Ortsveränderung. Wir verbrachten viel Zeit, einen Ort aufzuräumen und zu gestalten. Der Ort wurde aufgeweckt, wechselte für einen Augenblick sein Wesen und hat Bedeutsamkeit erhalten. Wir hatten zum Festival hEimWeRTs, ins alte E-Werk in Brandenburg an der Havel eingeladen. Die Auseinandersetzung mit dem Festivalmotto „Strom aufwärts“ und dem faszinierende Ausstellungsort selbst, führten zu einem unvorhersehbaren Spektrum an Kunstwerken.

 

Das größte Kunstwerk eilte aus logistischen Gegebenheiten erst am Vortag zum Festivalort. Ein großer LKW transportierte die Rauminstallation „Jene die aus dem Süden kamen“ von Thomas Bartel zum E-Werk. Langsam öffnete sich die Ladeluke und es offenbarte sich uns ein an ein Schiffsrumpf anmutendes, feingliedriges und lichtes Objekt. Bei frischem Gegenwind wurde nach einer schlanken Wendung um den Bug der Schiffskörper samt Aufbauten pfeilgerade über eine Rampe in die Halle manövriert. Damit hatten wir das Kunstwerk im Hafen und es konnte vor Anker gehen.

 

Zum sicheren Ankern gehörte auch das Vermeiden des Hin- und Herdrehen (Schwojen) des Schiffes. Unser Techniker Bergi hatte dafür eine wirksame Deckenkonstruktion in sieben Metern Höhe installiert. An der Decke geankert, so das beim Betrachten der Eindruck erweckt werden hätte können, dass sich dieses schwebende Kunstwerk jeglicher Naturgesetze entzieht. Darunter positionierte der Künstler ein mechanisches Metronom und der Raum füllte sich Akustisch mit einem fortwährendem Takt von 55 bpm. Lichtstrahlen an den Wänden, die er durch zahlreiche Spiegelbrüche in diffuse Kreisläufe lenkte, umleitete oder zum Ursprung zurückwarf, umgaben das Kunstwerk.

 

Kleine und große Menschen besuchten das E-Werk und betrachteten das Schiff. Die Leute richteten ihre Antennen auf vollen Empfang und erlebten Zeit mit Gleichgesinnten.

 

„Orte wechseln“, das heißt, ich bewege mich. Orte wechseln, das heißt, sie – die Orte verändern sich. Beides führt zu einem Wandel, zu einer neuen Situation. Der Raum dazwischen, macht die Installation eines Schiffes zur Arche. Ein mystisches Zaubermittel, welches als stiller Zeuge, sich Geist und Stimmung aufgeladen hat und an andere Orte bringt.

 

Kunst ist eine Tochter der Freiheit. Danke an alle Mitstreiter – die an unsere Idee glauben.

Auf Wiedersehen – Schiff A-hoi

 

 

Am 7. November 2017 wurde die Rauminstallation „Jene die aus dem Süden kamen“ in der Südkapelle der St. Katharinenkirche in Brandenburg an der Havel eröffnet. Anja Puppe, Gemeindepädagogin und Jonas Börsel, Pfarrer der Evangelischen Gemeinde hatten es möglich gemacht.

– im Sonderausstellungsraum des Landesmuseums